Können Sie sich vorstellen, dass Sie mehrere Menschen zur gleichen Zeit lieben können? Nicht in der Form von Seitensprüngen oder kurzweiligen Affären, bei welchen es eher um ein kurzweiliges befriedigen der sexuellen Triebe geht, sondern um wahre Gefühle in parallel laufenden Beziehungen. Wenn Sie dieser Meinung sind, oder gar Ihr Liebesleben so leben, dann sind Sie polyamorös. Der Begriff der Polyamorie stammt ungefähr aus dem Jahr 1990 und steht als Oberbegriff für alle einvernehmlichen und auf vollkommene Offenheit basierenden Beziehungen, die langfristig zwischen mehreren Personen stattfinden. Die Wurzeln dieser Subkultur liegen unter anderem in der „Free-Love“-Bewegung aus dem 19. Jahrhundert, grenzt sich allerdings ab von der „Freien Liebe“ der 1960er Jahre, da diese sich auf die reine Sexualität beschränkt. Die Polyamorie hingegen bezieht sich auf die emotionalen Aspekte einer Beziehung, wie Liebe, Romantik und Verbindlichkeit, und dass diese nicht auf einzelne Personen beschränkt sein müsse.
Ob das Prinzip der „Vielliebe“ für eine Person überhaupt in Frage kommt und sie dieser Form von Liebe etwas abgewinnen kann ist von Individuum zu Individuum verschieden. Es kann seine Vorteile haben, mehrere Personen zu lieben, da bestimmte Wünsche und Sehnsüchte dadurch erfüllt werden können, welche in einer monogamen Beziehung von einem Partner vielleicht nicht entsprechend ausgefüllt werden können. Dennoch kommt es nicht selten vor, dass Eifersüchteleien solche polyamorösen Beziehungen zum scheitern bringen. Für viele Singles, die etwa auf der Suche nach einem Partner die unzähligen Partnerbörsen vergleichen, käme so eine Beziehung erst gar nicht in Frage, da diese Form von Liebe einfach zu fremd und angsteinflößend ist. Wer teilt schon gern die Liebe seines Lebens? Aber auch bei polyamorös Lebenden kann ein Umdenken während der Beziehung stattfinden. Irgendwann kann der Punkt kommen an dem man seinen geliebten Partner nicht mehr teilen, sondern für sich allein haben will. Besitzansprüche sind der Beziehungskiller schlechthin in der Polyamorie. Diese kommen meist, wenn die anfängliche Verliebtheit dem Alltag weicht, die rosarote Brille abgenommen wird und man erkennt, dass das Teilen der oder des Geliebten nicht wirklich mit den eigenen Vorstellungen von einer Beziehung übereinstimmen.
Die Sendereihe 'Menschen hautnah' ist einzigartig in der deutschen Medienlandschaft. Bemerkenswert sind sowohl die intensive Kameraarbeit wie die besondere Handschrift der AutorInnen
Die 27-jährige Franziska lebt in einer 'polyamoren' Beziehung, das heißt, sie liebt nicht nur ihren Lebensgefährten Dave, mit dem sie zusammen ist, seit Sie 16 ist. Seitdem führen sie eine offene Beziehung, für beide gab es immer auch noch kurzfristige andere Liebschaften. Doch seit zwei Jahren gibt es in Franziskas Leben einen festen Zweitpartner: Im Sommer 2007 lernte sie Hinnerk, einen guten Freund von Dave, kennen und lieben. "Von Anfang an erklärte ich ihm, dass ich in einer polyamoren Liebesbeziehung lebe, bereits einen Mann und zwei Kinder habe und zu diesem Zeitpunkt schwanger war.
Trotz dieser Bedenken versuchen immer mehr Menschen der Neuzeit polyamoröse Beziehungen zu führen, und dass nicht nur in Großstädten wie Berlin oder Hannover. Während viele dieser Menschen es aus Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung eher diskret halten mit der Polyamorie, gibt es ebenso viele Menschen, die sich in Internetforen oder in sozialen Medien wie Facebook mit einander austauschen. So können Erfahrungen, Kummer aber auch hilfreiche Tipps zur Selbstverwirklichung geteilt werden, denn irgendwie ist es für viele Menschen möglich, mehrere Partner gleichzeitig zu lieben. Wer sich weiter über die Polyamorie informieren möchte, der findet mehr dazu im edates-Blog.